Multi-passionate – Fluch oder Segen?

Meine Antwort darauf erhielt ich bei einem Kreativ-Retreat in Marrakesch

Kennst du das? Jemand fragt „Was machst du eigentlich beruflich?‘ und du holst erst einmal tief Luft, weil deine Antwort komplexer ist als die übliche One-Line-Bio. Lange Zeit, war ich mir nicht sicher, ob ich einen oder mindestens drei kreative Bälle in der Luft halte. Ein Kreativ-Retreat in Marrakesch brachte mich schließlich zu einer wichtigen Erkenntnis. Was ein Horror-Filmemacher damit zu tun hat? Das erzähle ich dir in diesem Post.

Vor ein paar Jahren entschloss ich mich, ein Kreativ-Retreat in Marrakesch zu buchen. Ich wusste gar nicht so recht, worauf ich mich da einließ, doch ich hatte ein Ziel: Klarheit über meinen weiteren Weg zu gewinnen. Auch klang es verlockend, mit kreativen Menschen aus aller Welt die angesagtesten Spots Marrakeschs zu entdecken.

Die Gruppe war in verschiedenen Riads untergebracht. Ich hatte das große Los gezogen und war im stylischen Riad 42 gelandet, das ich mir mit vier inspirierenden Frauen teilte – einer Landschaftsgärtnerin, einer Innenarchitektin, einer Künstlerin und einer Weltenbummlerin. Ich selbst hatte mindestens drei Identitäten im Gepäck: Yogalehrerin, Texterin und Reisebloggerin.

Der Struggle mit den drei Leidenschaften

Schon vor der Pandemie haderte ich mit der Weiterführung meines Reiseblogs. Was 2008 im Zuge einer Weltreise entstanden war, fühlte sich nicht mehr richtig an. Ich wollte mit meinen Reisetipps nicht zum Overtourism beitragen und teilte meine persönlichen Lieblingsplätze nur noch exklusiv in meinen ‘Tribe-Notes’. In diesem Newsletter verriet ich meine schönsten Rückzugsorte, erzählte von meinen Erkenntnissen unterwegs und machte meinen Tribe auch auf meine eigenen Yoga-Retreats aufmerksam.

Mein wichtigstes Standbein war allerdings das Texten. Ich schrieb für Agenturen, Verlage & Magazine – mit etwas Glück über meine Lieblingsthemen: Yoga und Reisen.  

Seit ich mich 2013 selbständig gemacht hatte, jonglierte ich also mit drei Leidenschaften: Schreiben, Reisen & Yoga. Und obwohl sie sich gut ergänzten, war ich unsicher, ob ich sie nicht lieber getrennt voneinander betrachten sollte, um in meinem Business die richtigen Prioritäten zu setzen und meine Kund·innen nicht zu verwirren.

“I also know career wise how important it is not to be too highly specialised. Especially these days in the world of media. It is crucial to have multiple interests and skill sets. To have tried and possibly failed at many different undertakings.”
 
— Anna Wintour

 

Der Wendepunkt in Marrakesch

Das Retreat wurde von Beth Kirby geleitet, die mit ihrem ‚Local Milk‘-Account auf Instagram sehr früh ein beachtliches Business aufgebaut hatte. In einer der Workshop-Runden teilte ich meine zwei wichtigsten Fragen und Herausforderungen:

  1. Wie kann ich meine Community erhalten, wenn ich meinen Reiseblog schließe?

  2. Finde ich genug Synergien, um aus meinen drei Leidenschaften ein einziges, stimmiges Business zu machen?

Schon beim Versuch, mein Problem in der Runde zu erklären, war es wieder da: Das Gefühl, mich hoffnungslos zu verzetteln. Das war der Moment, in dem Beth Kirby wie selbstverständliche den Begriff ‚multi-passionate‘ fallenließ. Es war also kein Phänomen, mit dem nur ich zu kämpfen hatte, sondern ein sehr präsentes Thema in der kreativen Szene. Mir hatte nur das richtige Wort dafür gefehlt!

Nun brauchte ich noch eine Antwort, ob die Schnittmenge meiner 3 Passionen groß genug war, um sie als ein Business zu betrachten.

Ein Fotograf meldete sich zu Wort, der sich ebenso die Frage stellte, wie er seine beiden großen Leidenschaften zusammenbringen könnte. Er erzählte, dass er sich auf Celebrity-Fotografie spezialisiert hätte und schon Julia Roberts und Drew Barrymore vor seiner Linse gehabt hätte. Beth fragte ihn nach seiner zweiten Passion. Er sagte, dass er auch ein leidenschaftlicher Filmemacher sei. Foto und Film – das klang nach dem Perfect Match. Die Gruppe wurde neugierig und erkundigte sich nach dem Film-Genre. Langsam rückte der Fotograf damit heraus, dass sich um Horror-Movies im Found-Footage-Stil handelte. Die Frage, die ihn am meisten beschäftigte: Wie er seine beiden Standbeine wohl am besten auf seinem Instagram-Account präsentieren soll.

Nicht ohne Stolz scrollte er durch den Feed auf seinem Smartphone, während wir neugierig die Köpfe zusammensteckten: Auf seinem Account wechselten sich die strahlenden Gesichter von Julia, Drew & Cameron mit dunklen, blutrünstigen Horror-Szenen ab.

Nachdem sich Beth gesammelt hatte, zeigte sie zuerst mit dem Finger auf mich und dann auf den Fotografen: Also…Schreiben, Reisen & Yoga – das lässt sich locker zusammenbringen. Aber Celebrities & Horror-Filme? Sorry, aber das geht leider gar nicht!

Ein absolutes Aha-Erlebnis für mich! Denn erst durch dieses extreme Beispiel konnte ich sehen, wie harmonisch meine drei Passionen ineinandergreifen.

Diese witzige Anekdote krame ich immer dann aus meinem Archiv, wenn meine Kundinnen an der Vereinbarkeit ihrer Leidenschaften zweifeln. Denn, wenn die 2, 3 oder 100 Dinge, die Solopreneurinnen am liebsten tun, nur einen Hauch näher liegen als Celebrity-Fotografie & Horror-Movies, sehe ich immer einen Weg!

Schreiben und Yoga – absolut!

Coaching und Ayurveda – funktioniert!

Buchhaltung und Schamanismus – warum nicht?

Public Relations und elektronische Musik – könnte gelingen!

Es sind Interessen, Leidenschaften, Talente und Fähigkeiten, die auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben. Doch ihre Verbindung sind die persönlichen Geschichten und die damit verbundenen Emotionen. Das, was uns als Menschen ausmacht, ist eben sehr viel mehr als die Summe aller Teile.

xx Jeanette

Ich weiß, warum du hier bist!

Ich habe eine Vorstellung davon, was dich hierher geführt hat. Ich habe eine Ahnung davon, was dir fehlt und was, du brauchst. Warum? Weil ich selbst seit 12 Jahren als Solopreneurin unterwegs bin. Ich kenne die Freuden und Leiden, die Freiheit und die Sorgen, den wilden Tanz zwischen Stabilität und kreativer Entfaltung. Ich kenne die Zerreißprobe, aber auch dieses aufregende Gefühl des Aufbruchs, bevor du in ein Leben springst, das dir entspricht und dich erfüllt. Ich weiß auch, wie es sich anfühlt, auf der Bühne deiner eigenen One-Woman-Show zu stehen. Ich kenne die beflügelnden Erfolgsmomente, aber auch die Augenblicke des Aufgebens. Ich verstehe dich, wenn du in einem Moment denkst, mit deiner Vision die Welt retten zu können – und du schon im nächsten alles hinschmeißen möchtest. Ich arbeite gerade an vielen Ideen & Projekten, die mein Wissen & meine Erfahrungen bündeln und dich auf deiner kreativen Reise wirklich weiterbringen. Bis dahin findest du vielleicht hier etwas, mit dem ich dir schon jetzt weiterhelfen kann: